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Geschäftsergebnis 2019

„Die öffentlich-rechtlichen Sparkassen sind der Garant einer stabilen und regionalbezogenen Kreditversorgung und in dieser Hinsicht nehmen sie beim Mittelstand eine Schlüsselrolle ein, der als Rückgrat der deutschen Wirtschaft gilt.“

Prof. Dr. Liane Buchholz, Präsidentin des SVWL

Wachstum federt Ertragsrückgang ab

Die Sparkassen in Westfalen-Lippe sind im Jahr 2019 weiter gewachsen. Die zusammengefasste Bilanzsumme der 57 Institute stieg um 4,2 % auf 140,3 Mrd. €. Ihre Kunden vertrauten ihnen Einlagen in Höhe von 103,6 Mrd. € an. Das entsprach einer Zunahme von 4,6 %. Der Kreditbestand stieg um 4,2 % auf 97,5 Mrd. €. Mit Kreditzusagen von insgesamt 19,3 Mrd. € stärkten die Sparkassen in Westfalen-Lippe den Wirtschaftskreislauf. Das waren 14,4 % mehr als im Vorjahr. Das Betriebsergebnis vor Bewertung belief sich auf 1,19 Mrd. € bzw. 0,87 % der durchschnittlichen Bilanzsumme. Es lag damit um 28 Mio. € unter dem Vorjahreswert. Hauptursache waren die geldpolitisch bedingten Einbußen beim Zinsüberschuss, der um 3,0 % bzw. 73 Mio. € zurückging. Die Sparkassen konnten aber die Provisionsüberschüsse um 5,3 % bzw. 47 Mio. € steigern und damit 64 % des wegbrechenden Zinsüberschusses kompensieren.

Tiefe Verwurzelung im Firmenkundengeschäft

Unternehmenskredite weiter auf Rekordniveau

Der Firmenkundenkreditbestand nahm um 5,9 % auf 50,5 Mrd. € zu. Diese Entwicklung zeigt, dass die Sparkassen ihren Auftrag sehr ernst nehmen, dem Mittelstand zu Wachstum zu verhelfen und damit die regionale Wirtschaft zu stärken. Die gute Entwicklung bei den Firmenkrediten spiegelte sich auch in den Darlehenszusagen wider: Die westfälisch-lippischen Sparkassen sagten dem Mittelstand in der Region 11,1 Mrd. € an gewerblichen Neukrediten zu. Das waren 15,4 % mehr als im Vorjahr.  

Die hohe Kreditnachfrage war auf die gute Auslastung der Produktionskapazitäten zurückzuführen. Der Mittelbedarf für Investitionen war dementsprechend hoch. Zwei Drittel aller Firmen in Westfalen-Lippe haben eine Bankverbindung zu Sparkasse. Damit sind die Institute Partner Nr. 1 für den Mittelstand.

Investitionen aus eigenen Mitteln

Trotz hoher Investitionstätigkeit erhöhten die Firmenkunden ihre Einlagen um 2,4 % auf 17,1 Mrd. €. Der Dreiklang aus guten Bonitäten, hohen Eigenkapitalquoten und gestiegener Liquidität zeigten, dass das wachsende Kreditgeschäft nicht gleichlaufend mit höheren Risiken verbunden war. Im Gegenteil: es handelte sich um ein gesundes Geschäft mit dem wachsenden Mittelstand. 

Geschäftsentwicklung mit Privatkunden

Investitionen in die eigenen vier Wände weiter gefragt

Der Privatkreditbestand stieg um 3,5 % auf 42,2 Mrd. €. Mit 7,8 Mrd. € übertrafen die Darlehenszusagen das Volumen des Vorjahres um 16,9 %. Das ist die zweithöchste Wachstumsrate der vergangenen zehn Jahre. Der überwiegende Teil – 82 % – wurde für Wohnungsbauzwecke zugesagt: mit 6,3 Mrd. €  wurde das Volumen des Vorjahres um 20,6 % übertroffen. Diese Entwicklung hatte drei Gründe: eine anhaltend hohe Nachfrage nach Immobilien, ein knappes Angebot und ein weiterhin niedriges Zinsniveau.

Der durchschnittliche Objektwert der durch die Sparkassen in Westfalen-Lippe vermittelten Immobilien lag um 10 % über denen des Vorjahres.  Dadurch, dass die Einkommens- und Vermögensentwicklung der Privathaushalte mit der Preisentwicklung stand hielt, auch teure Immobilien auf genügend Nachfrage trafen und Leerstände nicht vorkamen, drohte dem Immobilienmarkt in Westfalen-Lippe keine Blasenbildung. Hinzu kam, dass die Preisentwicklung in einigen westfälischen Großstädten nicht auf die große Breite des ländlichen Raumes in Westfalen-Lippe übertragbar war.

1,81 Mrd. € der privaten Darlehenszusagen entfielen auf Konsumzwecke. Das waren 4,6 % mehr als im Vorjahr.

Erneute Rekorde im Einlagengeschäft mit Privatkunden

Der Einlagenbestand der Privathaushalte stieg um 5,3 % auf 81,2 Mrd. €. Positive Impulse kamen von höheren verfügbaren Einkommen und einer Sparquote von 10,9 % (Vorjahr: 11,0 %).

Aufgrund der Zinssituation fragten die Anleger vor allem Sichteinlagen nach. 

Geldvermögensbildung steigt um 17 %

Die Geldvermögensbildung – also das, was Privatkunden neu auf Sparkonten sowie in Wertpapieren, Bausparverträgen und Lebensversicherungen angelegt haben – stieg auf 5,1 Mrd. €. Das entsprach einem Plus von 17 % (Vorjahr: 4,4 Mrd. €). Damit bildeten die Kunden der Sparkassen in Westfalen-Lippe in einer noch nie dagewesenen Größenordnung zusätzliches Vermögen. Dieses Allzeithoch werten die Sparkassen als großen Vertrauensbeweis ihrer Kunden.

Im Vergleich zum Vorjahr ging der Anteil der Ersparnis, der in Wertpapiere floss, spürbar zurück. Verantwortlich dafür waren in erster Linie die Turbulenzen an den Aktienmärkten in der zweiten Jahreshälfte 2018. Sicherheit, Verfügbarkeit und Flexibilität standen in der Gunst der Anleger über der Rendite.

Die Umsätze im Wertpapiergeschäft, also die Addition von An- und Verkäufen, lagen mit 8,9 Mrd. € auf Vorjahresniveau (+0,5 %). Der Nettoabsatz, d.h. die Differenz zwischen den Wertpapierkäufen und -verkäufen, ging von 1,2 Mrd. € um 37,3 %  auf 764 Mio. € zurück. Nach dem bemerkenswert starken Jahr 2018 näherte er sich damit wieder dem Niveau von 2017 an.

730 Mio. € des Wertpapiernettoabsatzes und damit 10,6 % bzw. 87 Mio. € weniger als im Vorjahr entfielen auf Investmentfonds. Anleger schätzten an diesem Instrument, dass es eine stärkere Risikodiversifizierung ermöglicht als die direkte Wertpapierhaltung. Der Aktienanteil an der Wertpapierersparnis halbierte sich auf 110 Mio. € (Vorjahr: 229 Mio. €).  Der Ersparnisanteil in festverzinsliche Papiere fiel auf -76 Mio. € (Vorjahr: 173 Mio. €).

Bausparverträge trugen 187 Mio. € (Vorjahr: 207 Mio. €) und Lebensversicherungen 88 Mio. € (Vorjahr: 47 Mio. €) zur Geldvermögensbildung bei. Die fehlende Perspektive auf eine Zinswende wirkte dämpfend auf das Bauspargeschäft. Die Lebensversicherungen profitierten vom Einmalgeschäft mit Fondsgebundenen Lebensversicherungen. Diese erschienen Anlegern mit Blick auf das niedrige Zinsniveau und der Renditechancen am Kapitalmarkt als attraktiv.

Verbundgeschäft wächst

Die von den westfälisch-lippischen Sparkassen vermittelte Bausparsumme betrug 2,308 Mrd. € (Vorjahr: 2,415 Mrd. €). Die Vertragssumme im Leasing-Geschäft lag mit 802 Mio. € (Vorjahr: 613 Mio. €) um 30,8 % über dem Vorjahreswert. Die bewertete Beitragssumme im Lebensversicherungsgeschäft betrug 883 Mio. € (Vorjahr: 793 Mio. €).

Jahresergebnis

Betriebsergebnis erneut gesunken

Das Betriebsergebnis vor Bewertung belief sich auf 1,19 Mrd. € bzw. 0,87 % der durchschnittlichen Bilanzsumme und lag damit um 2,3 %  oder 28 Mio. € unter dem Vorjahreswert.

Institute werden zinsunabhängiger

Der Zinsüberschuss ging infolge des niedrigen Zinsniveaus und der weiterhin sehr flachen Zinsstrukturkurve um 3,0 % auf 2,3 Mrd. € zurück. Der Provisionsüberschuss, also die im Kundengeschäft verdienten Provisionen und Gebühren, stieg dagegen um starke 5,3 % auf 927 Mio. €. Damit gelang es, mit dem Provisionsüberschuss 64 % des wegbrechenden Zinsüberschusses zu kompensieren.

Erfolgreiches Kostenmanagement

Der Verwaltungsaufwand blieb mit 2,1 Mrd. € gegenüber dem Vorjahr unverändert. Der Sachaufwand stieg durch Investitionen in die Digitalisierung im IT-Bereich leicht um 7 Mio. € bzw. 0,9 % auf 720 Mio. €. Der Personalaufwand ging um 6 Mio. € bzw. 0,4 % auf 1,4 Mrd. € zurück. Durch Produktivitätssteigerungen und durch die Integration von standardisierten, digitalen Prozessen konnten frei werdende Arbeitsplätze sozialverträglich abgebaut werden. Begleitet von zukunftsorientierten Personalumbaumaßnahmen der Sparkassen wie beispielsweise Angebote an Beschäftigte, Gehaltsbestandteile gegen Freizeit einzutauschen, ließen sich die Tariflohnsteigerungen wie auch in den Vorjahren kompensieren.

Zahl der Auszubildenden bleibt konstant

Insgesamt beschäftigten die Sparkassen in Westfalen-Lippe 23.208 Menschen, 651 oder 2,7 % weniger als im Vorjahr. Die Zahl der Auszubildenden blieb nahezu konstant bei 1.436 (Vorjahr: 1.435).

 

Risikovorsorge zeigt ein insgesamt gutes Ergebnis

Beim Bewertungsergebnis im Wertpapiergeschäft nahmen die westfälisch-lippischen Sparkassen Zuschreibungen in Höhe von 105 Mio. € vor (Vorjahr: Abschreibungen in Höhe von 179 Mio. €). Nach den Turbulenzen im Jahr 2018 spiegelte sich hier die gute Entwicklung der Kapitalmärkte insbesondere in der zweiten Jahreshälfte 2019 wider.

Im Kreditgeschäft bildeten die Institute 102 Mio. € an Risikovorsorge. Das war zwar mehr als im Vorjahr (2018: 12 Mio. €), lag aber immer noch deutlich unter dem Durchschnitt der letzten 15 Jahre (143,1 Mio. €). Die nachlassende Konjunkturdynamik und die rückläufige Industrieproduktion machten sich hier bemerkbar. Zudem schlugen sich erstmalig die Auswirkungen eines geänderten Berechnungsverfahrens für Pauschalwertberichtigungen nieder.

Gute CIR im Bundesvergleich

Die Cost-Income-Ratio (CIR) lag bei 64,0 % nach 63,4 % im Vorjahr. Um einen Euro Ertrag zu erzielen, wendeten die westfälisch-lippischen Sparkassen also 64 Cent auf. Dieser Wert war erneut günstiger als im Bundesdurchschnitt der Sparkassen. (Hinweis: CIR Bund 2019 = 66,7 %. 64 Cent sind weniger Aufwand als 66,7 Cent. Damit ist der SVWL-Wert besser als der Bundeswert).

Auskömmliches Jahresergebnis

Die Sparkassen in Westfalen-Lippe zahlten gewinnabhängige Steuern in Höhe von 358 Mio. € nach 339 Mio. € im Vorjahr. Nach Bewertungsergebnis und Steuern verblieb ein auskömmliches Jahresergebnis von 190 Mio. €. 2018 lag es bei 179 Mio. €.

Gemeinnütziges Engagement belegt regionale Verwurzelung

Die Sparkassen in Westfalen-Lippe haben insgesamt 132 Mio. € gespendet, gestiftet oder an kommunale Träger ausgeschüttet (Vorjahr: 140,8 Mio. €). Dieser Wert belegt ihre tiefe regionale Verwurzelung.