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Standpunkte

Tatkräftig für zukunftsfeste Sparkassen

Sparkassen haben stets gezeigt, dass sie Veränderungen und Herausforderungen als Chance verstehen und sich erfolgreich behaupten. Die Erfahrungen, das Knowhow
der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Nähe zu den Menschen werden ihnen weiter nutzen, um ihre Erfolgsgeschichte fortzuschreiben. Dazu braucht es neue strategische Geschäftsfelder, die heute als Saatgut in die Erde gebracht werden, damit die Sparkassen sie in fünf Jahren ernten können. Auch das wird uns gelingen: Unsere Organisation ist gut darin, Dinge besser zu machen, effizienter zu gestalten oder ganz einfach die Dinge richtig zu machen.

„Die Kreditwirtschaft befindet sich in einer Zeit des Umbruchs.“

Prof. Dr. Liane Buchholz, Präsidentin des SVWL

Standpunkt | Prof. Dr. Liane Buchholz

„Sparkassen sind verlässliche Partner – auch in Krisenzeiten“

„Die Institute werden mehr denn je ihren Fokus auf das Wohlergehen der Region richten und alles in ihrer Kraft stehende tun, um diese weiter voranzubringen und zu fördern.“

Prof. Dr. Liane Buchholz, Präsidentin des SVWL

Spätestens seit dem 12. März dieses Jahres scheint es nur noch ein Thema zu geben: Die Pandemie. Die Partikel des Corona-Virus sind gerade einmal 160 Nanometer groß. Und doch machen sie unmissverständlich klar, wie verletzlich wir Menschen sind und mit uns unser zivilisiertes Leben. Das Virus zeigt zugleich die Verantwortung, die jeder für sich und für seine Mitmenschen hat. Die gute Nachricht ist: Zahlreiche Kräfte verfolgen jenseits ihrer Partikularinteressen das gemeinsame Ziel, die weitere Ausbreitung des Corona-Virus zu bremsen und vor allem die gesundheitlichen, aber auch die wirtschaftlichen Folgen der Krise einzugrenzen. Das wird, das muss gelingen!

Die 57 Sparkassen in Westfalen-Lippe haben sich in diesen schwierigen Zeiten durch Nähe und Präsenz als unverzichtbare Partner für ihre Kunden erwiesen. Und sie tun es weiterhin, indem sie für diese da sind, Unterstützung bieten und versuchen, gemeinsam die besten Lösungen zu finden. Das hat zwei Gründe: Erstens, weil ihr öffentlicher Auftrag und der Auftrag zur Daseinsfürsorge sie dazu verpflichtet. Und zweitens, weil sie als Marktführer ihre Kunden sehr genau kennen. Das versetzt die Sparkassen in die Lage, schnell zu helfen.

Als wichtigster Ansprechpartner in allen Geldangelegenheiten haben die Institute einen wesentlichen Beitrag zur Bewältigung der durch das Virus ausgelösten wirtschaftlichen Krise geleistet: Unter schwierigen Umständen haben sie eine stabile Zahlungsverkehrsinfrastruktur und die volle Bargeldversorgung gesichert. Sie haben Privatkunden geholfen, die in Liquiditätsengpässe geraten sind. Sie haben den Finanzierungsbedarf von Unternehmen gesichert, etwa indem sie die von der Regierung beschlossenen Hilfsleistungen bearbeitet haben. Mit der Erweiterung von Kreditlinien und Tilgungsaussetzungen haben die westfälisch-lippischen Sparkassen zudem viele tausend Mittelständler per Soforthilfe mit Liquidität versorgt, die diese benötigt haben, um ihren Geschäftsbetrieb aufrechthalten zu können.

Allein im März 2020 haben die Sparkassen in Westfalen-Lippe 1,8 Mrd. Euro neue Kredite an Unternehmen, Selbständige und Privatpersonen zugesagt. Das sind 7,3 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. In 70.000 Fällen haben sie Soforthilfe ausgezahlt und bei mehr als 30.000 bestehenden Krediten die Tilgungsraten ausgesetzt. Bis Ende April 2020 haben die westfälisch-lippischen Sparkassen mehr als 120.000 Beratungsgespräche geführt, in denen sie bis zu 90 Prozent der Kundenwünsche erfüllen konnten.

Unbestreitbar befindet sich die Wirtschaft des Landes mitten in einer Rezession. Es wird eine erhebliche konjunkturelle Delle geben. Danach aber rechnen die Volkswirte bei uns im Verband mit einer relativ zügigen Erholung. Es wird einige Zeit brauchen, bis das Vorpandemie-Niveau wieder erreicht ist. Das Bundeswirtschaftsministerium ging im Mai 2020 bei der Vorstellung seiner Frühjahrsprojektion davon aus, dass der krisenbedingte Konjunktureinbruch schon im Jahr 2021 sehr weit aufgeholt werden kann. Anlass zu verhaltenem Optimismus geben zwei Aspekte: Erstens sorgt der von Bund und Ländern aufgespannte Schutzschirm mit einem Volumen von gut 60 Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung des vergangenen Jahres dafür, die ökonomischen Folgen der Krise abzufedern. Kombiniert mit den zu erwartenden Selbstheilungskräften unserer Wirtschaft und der ihr eigenen Stärke gibt uns dies zweitens allen Grund, zuversichtlich zu sein.

Positiv zu werten ist, dass die Corona-Krise eine Reihe von Entwicklungen beschleunigt hat. Veränderungen, die ohnehin anstanden, sind wesentlich schneller als gedacht und mit großer Selbstverständlichkeit Teil unseres Alltags geworden. Am deutlichsten wird das bei der Digitalisierung. Im Zuge von Homeoffice-Lösungen, dem Ausweichen auf virtuelle Zusammenarbeit, kontaktlose Bezahlverfahren und Online-Banking hat sie einen Schub erfahren. Denn mit diesen Maßnahmen lassen sich die in der Pandemie geltenden Abstandsregeln leben und Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen persönliche Kontakte vermeiden wollen, schützen.

Die Krise als Beschleuniger wird auch dafür sorgen, dass Konsolidierungen ein noch größeres Gewicht in der Sparkassenorganisation bekommen. Denn der Druck mit Blick auf den Wettbewerb, regulatorische Belastungen und sinkende Margen wird anhalten. Mit der Fusion der Provinzial Nordwest und der Provinzial Rheinland sind die Sparkassen in Westfalen-Lippe auf einem guten Weg. Die Beschlussfassung bedarf im SVWL der Zustimmung der Verbandsversammlung am 17. Juni 2020, dem Erscheinungstag dieses Geschäftsberichts. Durch das Zusammengehen der beiden Unternehmen entsteht eine Top-Ten-Assekuranz mit Prämieneinnahmen von rund sechs Mrd. Euro. Der Sitz der Holding dieses mächtigen und zukunftsfesten Versicherers ist in Münster.

Diese Entwicklung ist sehr erfreulich. Zeigt sie doch, dass gebotene Zusammenschlüsse auch im öffentlichen Lager möglich sind. Auch überregional erfährt diese kluge und weitsichtige Konsolidierung in Nordrhein-Westfalen eine beachtliche Wahrnehmung. Sie ist ein Erfolg, der hoffentlich eine Sogwirkung für die gesamte Sparkassen-Finanzgruppe nach sich ziehen wird. In diesem Zusammenhang wäre es schön, wenn auch die Helaba und die Deka weiter zusammenrücken würden.

Die durch die Pandemie ausgelösten Belastungen für unsere Träger bleiben dem SVWL nicht verborgen: Auf der einen Seite haben die Kommunen und Städte einen erheblichen Anteil an der Durchführung aller Sicherheitsmaßnahmen, die das Neuinfektionsgeschehen beherrschbar halten sollen. Auf der anderen Seite brechen die öffentlichen Einnahmen aus Steuern und Sozialbeiträgen ein. Finanzminister Olaf Scholz hat allein für das Jahr 2020 Steuermindereinnahmen von fast 99 Mrd. Euro prognostiziert. Weil gleichzeitig die Ausgaben vor allem in Form monetärer Sozialleistungen und durch Hilfsprogramme steigen, rechnet Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags, mit der schwersten finanziellen Belastung in der Nachkriegszeit. Er konstatiert eine Haushaltslücke von mindestens 20 Mrd. Euro.

Es ist davon auszugehen, dass dieses Phänomen nur von temporärer Natur ist. Raimund Röseler, Exekutivdirektor der Finanzaufsicht BaFin, hat eindringlich an die Verantwortung der Kreditinstitute appelliert. Er legt Wert darauf, dass sie Ausschüttungen bis zum 1. Oktober 2020 verschieben, um ihre Kapitalbasis zu stärken. Das akzeptieren wir. Gleichzeitig ist es dem SVWL als Partner der Kommunen wichtig zu betonen, dass sich die Träger der westfälisch-lippischen Sparkassen auch während der Krise auf ihn und seine Unterstützung verlassen können. Zusammenhalt ist das Gebot der Stunde, um gemeinsam beim Wiederhochfahren des öffentlichen Lebens erfolgreich zu sein.

Die Institute werden mehr denn je ihren Fokus auf das Wohlergehen der Region richten und alles in ihrer Kraft stehende tun, um diese weiter voranzubringen und zu fördern. Die Leistungsfähigkeit der westfälisch-lippischen Sparkassen steht zu keiner Zeit in Frage. Sie werden die Herausforderungen der Corona-Pandemie meistern und als unverzichtbarer Partner  der Wirtschaft einen Kreislauf beleben, der den Wohlstand in der Region sichert. Der Westfalen-Lippe stark, lebenswert und zukunftsfest macht.

Standpunkt | Jürgen Wannhoff

„Masterplan Sparkasse 2030“ gibt die Richtung vor

„Ich glaube fest daran, dass sich die westfälisch-lippischen Sparkassen im Jahr 2020 gut behaupten werden. In der Krise sind wir wieder enger an unsere Kunden herangerückt.“

Jürgen Wannhoff, Vizepräsident des SVWL

Die Sparkassen in Westfalen-Lippe blicken auf ein arbeitsreiches Jahr 2019 zurück. Es wurden viele Veränderungsprozesse in Gang gesetzt mit dem Ziel, die DNA der Sparkassen – die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit attraktiven Finanzprodukten sowie die Hausbankfunktion für den Mittelstand – in das neue digitale Zeitalter zu übertragen. Und das in einem schweren Umfeld: Das unverändert niedrige Zinsniveau frisst sich in die Ertragslage der Sparkassen, die Kunden wünschen mobiles Banking und innovative digitale Lösungen.

Beides erfordert weitreichende organisatorische Anpassungen: Die Betriebsabläufe müssen effizienter, die Leistungserstellung standardisiert, die Vertriebskanäle digitalisiert, die Zusammenarbeit im Verbund optimiert und die Strukturen an einigen Stellen in der Sparkassen-Organisation verschlankt werden. Die wichtigste Maxime dabei lautet, immer wieder den Fokus zu schärfen und die Kundeninteressen in den Mittelpunkt zu stellen.

Mit Blick auf das Kundengeschäft ist das den westfälisch-lippischen Sparkassen im vergangenen Jahr gelungen! Sie haben ein beeindruckendes  Wachstum erzielt – sie verzeichneten ein Plus von mehr als 20 Prozent bei den Kreditzusagen für den privaten Wohnungsbau und 14 Prozent bei den Kreditzusagen in der Mittelstandsfinanzierung. Leider konnte dieser Markterfolg nicht verhindern, dass sich die Ertragslage weiter eingetrübt hat. Die anhaltenden Niedrigzinsen lasten stark auf dem Zinsüberschuss – der wichtigsten Ertragsquelle der westfälisch-lippischen Sparkassen.

Um den erforderlichen Umbau in den Instituten voranzutreiben, haben wir gemeinsam im Jahr 2019 unseren „Masterplan Sparkasse 2030“ entwickelt, der ein umfangreiches Maßnahmenpaket mit Blick auf Effizienz­steigerungen im Betriebsablauf und auf Wachstum im Kundengeschäft bewirken wird. Dazu gehören auch ambitionierte Wachstumsinitiativen unserer Verbundpartner. Jeder Beteiligte war und ist aufgefordert, Beiträge zu liefern, wie die Sparkassen die im Masterplan genannten Zielgrößen bis zum Jahr 2024 erreichen können. Alle haben geliefert. In diesem Jahr werden wir konkrete Angebote haben, um unsere Mitgliedssparkassen bei der Umsetzung des Masterplans bestmöglich zu unterstützen.

Mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie haben  sich die ökonomischen Rahmenbedingungen für unsere Kunden grundlegend geändert – und damit unmittelbar auch für die westfälisch-lippischen Sparkassen. Alle Prognoserechnungen für die Entwicklung in den nächsten Jahren sind nur noch eingeschränkt aussagefähig. In den kommenden Wochen werden wir die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Geschäfts- und Rentabilitätsentwicklung intensiv analysieren und an den erforderlichen Stellen einzelne Maßnahmen des „Masterplan Sparkasse 2030“ anpassen.

In den ersten Wochen nach dem Lockdown herrschte in Deutschland vielerorts Chaos. Viele Privatkunden und Mittelständler fürchteten um ihre wirtschaftliche Existenz. In dieser Zeit haben die Sparkassen im Rahmen ihrer Hausbankfunktion und in Zusammenarbeit mit den öffentlichen Förderbanken einen wesentlichen Beitrag dafür geleistet, dass die Hilfsprogramme von Bund und Ländern schnell bei den Kunden ankamen – von Tilgungsaussetzungen für Privatkunden bis hin zu Notkrediten für Mittelständler. Es galt, unsere Kunden möglichst „in Realtime“ über die aktuellen Entwicklungen bei den Hilfsprogrammen zu informieren, sie bei der Beantragung bestmöglich zu unterstützen und deren Liquidität zu sichern.

Die westfälisch-lippischen Sparkassen sind sehr stolz darauf, dass sie sowohl von ihren Kunden als auch in der Presse als „Problemlöser“ wahrgenommen wurden. Diese positive Resonanz gibt auch unseren Mitarbeitenden den nötigen Rückenwind, um die anhaltend hohe Arbeitsbelastung weiterhin so motiviert und ausdauernd stemmen zu können. Denn unsere Kunden brauchen unsere Unterstützung auch in der nun beginnenden zweiten Phase der Krise. Es tritt zunehmend in den Fokus, wie wir wieder an unsere wirtschaftliche Leistungsfähigkeit vor der Krise anknüpfen und gleichzeitig die Risiken für eine zweite Infektionswelle beherrschen können. Auch in dieser Phase können sich unsere Kunden sicher sein, dass wir sie in allen finanziellen Belangen kompetent begleiten werden.

Nach erster Einschätzung wird die Corona-Krise nicht zu neuen Herausforderungen führen, sondern die schon vor der Krise bekannten Herausforderungen werden verstärkt oder beschleunigt. Dass gilt z. B. für das Bestreben der Notenbanken in aller Welt, das Zinsniveau angesichts des globalen Wirtschaftseinbruches weiterhin sehr niedrig zu halten. Oder für den „Digitalisierungsschub“ in der Bevölkerung.

Ich glaube fest daran, dass sich die westfälisch-lippischen Sparkassen im Jahr 2020 gut behaupten werden. In der Krise sind wir wieder enger an unsere Kunden herangerückt. Das Hausbankprinzip erlebt eine wahre Renaissance. Wir haben ein funktionierendes Geschäftsmodell mit langjährigen Kundenbeziehungen. Wir verfügen mit dem „Masterplan Sparkasse 2030“ über die richtigen strategischen Antworten auf die bestehenden Herausforderungen. Auf dieser Grundlage werden wir weiter hart an uns arbeiten, um für unsere Kunden kanalübergreifend ein einzigartiges Beratungs- und Produktangebot bereitzuhalten. Das gilt für jede einzelne Mitgliedssparkasse, das gilt für uns als Verbandsgeschäftsstelle und das gilt auch für unsere Verbundpartner.